Weil…

Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,

kann unsre Nacht nicht traurig sein!

Dieter Trautwein, 1963

Der Blick auf die Krisen und Konflikte von heute zeigt uns eine düstere Welt. Wer möchte angesichts der scheinbar unlösbaren Probleme nicht den Kopf in den Sand stecken? Staatsleute, die sich wie selbsternannte Götter aufspielen, machen Angst. Und gebärdet sich nicht wie Gott, wer meint, alles ‘machen’ zu können, von der Zeugung bis zum Tod. Allmachtsphantasien bringen uns persönlich und die ganze Welt an den Rand der Erschöpfung. Menschen, die sich nur im eigenen Glanz sonnen, sehen den Mitmenschen nicht.

Weihnachten erinnert uns an den Einbruch des Göttlichen in unsere wunde Welt. Christen feiern die Geburt von Gottes Sohn. Gott hat sich zum Menschen gemacht. Welch ein Kontrapunkt zur Vergöttlichung des Menschen!

Dass Gott sich im Kind in der Krippe klein machte, schenkt mir eine hoffungsvolle Perspektive. Die wahre Liebe Gottes will weder persönliche Macht noch Prunk. Sie ist ein Geschenk. Das unvergängliche Licht scheint im Zarten und Kleinen in unsere Welt hinein. Was so unscheinbar wirkt, ist das grosse Licht gegen die Nacht der Seele. In unserer gottesfernen Gegenwart verschliessen sich viele Menschen dieser Kraft. Gefangen in ihren Ängsten und in ihrer Gier können sie sich nicht auf Gottes Liebe einlassen.

Wir haben die Wahl, auf den menschgewordenen Gott zu vertrauen oder auf die Vergötterung des Menschen zu bauen.
Ich bin entschieden.
Manchmal bin ich enttäuscht, dass unsere Welt trotz Weihnachten nicht wirklich dauerhaft friedvoll werden kann. Sehr enttäuscht.

Meine Hoffnung auf Frieden in der Welt bleibt. Im Kleinen will ich dafür sorgen, dass Friede wächst. Friede ist ein fragiles Unterfangen. Er ist nicht immer da, selten dauerhaft, aber immer wieder neu möglich. Wir brauchen dazu den Frieden, der grösser ist als der Mensch. Dieser Friede kommt an Weihnachten in unsere düstere Welt hinein. Wenn wir uns der Gnade Gottes ergeben, kann an jedem Tag Weihnacht werden.
Dann muss die Nacht unserer Tage nicht endlos traurig sein.
Dann gibt es Grund zur Zuversicht.