Schweres Herz



Die Berichte über das Leid der Menschen im Gazastreifen, im Libanon, in Israel oder in der Ukraine zerreissen mir das Herz. Ich lasse sie gar nicht mehr an mich heran. So richtig meine ich. Wenn ich mich in die hungernden Kinder im Gazastreifen hineinversetze oder in die Dauerängste von Menschen in Israel, deren Liebste noch immer in Geiselhaft leben, wird mein Herz schwer. Das Grauen wirft seine Schatten auf das Hier und Jetzt. Die Gedanken an die ungelösten Konflikte in der Ferne oder auch in der eigenen Familie führen mir die eigne Hilflosigkeit schonungslos vor Augen. Dann muss ich mich gegen einen düsteren Schleier über der Seele wappnen.

Letzthin konnte ich ob meinem schweren Herzen kaum aus meinem warmen und sicheren Bett steigen. Ich dachte an die vielen Menschen, die Mangel leiden und Ihre Liebsten vermissen – auch an den Kummer von verlassenen Eltern und von Kindern, die ihre Eltern ablehnen – und versteckte mich unter der Decke.

Da hatte ich den Einfall:

»Du kannst dein schweres Herz Gott geben.«

»Gib es mir.«
»Was machst du denn damit?«
»Ich lege dein schweres Herz zu allen anderen schweren Herzen.«
»Dann müsste ich überall Berge von schweren Herzen sehen.«
»In meiner Welt sind alle schweren Herzen schwerelos. Sie können sich nicht zu Bergen auftürmen.«
»Wenn all die vielen schweren Herzen frei herumfliegen, muss es dort mehr schwere Herzen als helle Sterne geben?«
»Jede Schwere verflüchtigt sich. Auch die Schwere deines Herzens.
Du brauchst dein Herz bloss in meine Hände zu legen.«

Nahe ist der HERR denen, die ein gebrochenes Herz haben. Er rettet alle, die ohne Hoffnung sind.
Psalm 34;19 (NGÜ)

Gott

Woher nur dieses Grauen?
Warum immer wieder Krieg?
Schicke uns ins Licht.

Woher immer dieser Hass.
Warum können wir nicht verzeihen?
Vertreibe unsere Nacht.

In deiner unbegrenzten Liebe
werden graue Seelen hell
und schwere Herzen leicht.

Schenk uns ein liebendes Herz.
Amen