
Der Schmerz um ein verlorenes Kind kann lange bleiben, scheinbar endlos. Die Geschichte vom magischen Senfkorn erzählt von der Erfahrung einer trauernden Mutter, die ihren Sohn verloren hat – von ihrer Verzweiflung – und von der positiven Wirkung von Mitgefühl auf die Seele.
Auch wenn man die Geschichte vom magischen Senfkorn kennt, man kann sie immer wieder lesen.
Die Suche nach dem Senfkorn
»Eine chinesische Legende erzählt von einer Frau, die über den Tod ihres Sohnes so bekümmert war, dass sie sich keinen Rat mehr wusste. So ging sie zu einem heiligen Mann und fragte ihn:
„Welche Gebete kennst du, um meinen Sohn wieder zum Leben zu erwecken?“
Er sagte zu ihr:
„Bringe mir ein Senfkorn aus einem Hause, das niemals Leid kennen gelernt hat. Damit werden wir den Kummer aus deinem Leben vertreiben!“
Die Frau machte sich auf die Suche nach dem besonderen Senfkorn. Sie kam an ein prächtiges Haus, klopfte und brachte ihre Bitte vor:
„Ich suche ein Haus, das niemals Leid erfahren hat, ist hier nicht der richtige Ort? Es ist sehr wichtig für mich!“
Aber die Bewohner des schönsten Hauses erzählten all das Unglück, das sich gerade bei ihnen ereignet hatte. Die Frau dachte bei sich:
„Wer kann diesen unglücklichen Menschen besser helfen als ich, der ich auch so tief in Not geraten bin!“
Sie blieb und tröstete. Dann suchte sie weiter ein Haus ohne Leid. Aber wohin sie sich auch wandte, kleine Hütten, riesige Paläste, überall begegnete ihr Leid. Schließlich beschäftigte sie sich nur noch mit dem Leid anderer Leute, so dass sie ganz die Suche nach dem Senfkorn vergaß, ohne dass ihr bewusst wurde, dass sie auf diese Weise tatsächlich den Schmerz aus ihrem Leben verbannt hatte.«
Quelle: https://www.miriam-stiftung.de/post/die-suche-nach-dem-senfkorn (gelesen am 8.5.2025)
Transformation im Schmerz
Die Frau begreift, dass niemand von Verlust verschont bleibt. Ihre Trauer verwandelt sich in Mitgefühl für leidende Menschen. Sie erkennt eine alte, weltumspannende und religionsübergreifende Weisheit: Mitgefühl für Andere macht frei vom eigenen Leid. Leid kann sich in neue Kräfte verwandeln.
Schüler: »Ich bin so entmutigt. Was soll ich tun?«
Soen Nakagawa: »Andere ermutigen.«
ZEN Weisheit
Und Jesaja 57,18f schreibt von Gottes Beistand im Leid und der Frucht des Leides:
»Ihre Wege habe ich gesehen, aber ich will sie heilen und sie leiten und ihnen wieder Trost geben; und denen, die da Leid tragen, will ich Frucht der Lippen schaffen!« spricht Gott, der Herr!