An einem müden Tag im Sommer – Mangel an Zuversicht


Die Tage sind lang, die Nächte kurz. Kinder lachen und spielen von früh bis spät. Die weisse Hortenise leuchtet in die Tage, die Mauersegler ziehen ihre Kreise unermüdlich und mit Leichtigkeit. Die Zeit ist voller Feste, Licht und Duft von Vanilleeis. Friedvolles Gemurmel erfüllt die langen Abende im Quartier. Es ist Sommer. Trotzdem gehe ich um 10.00 Uhr schlafen. Sprechen mag ich nicht. So viel ist schon gesagt worden, zu wenig Ermutigendes. Ich bin müde.

Für viele steht ein Urlaub vor der Türe, die Flughäfen sind überfüllt, so hört man. Viel ist zu lesen über nachhaltiges Reisen. Das steht mir jetzt zu, verteidigen Menschen ihren Konsum. Und ich erkenne, dass meine Fremdscham sinnlos ist, mich bloss müde macht – unattraktiv und unbeliebt (so vermute ich). Und wie, bitteschön, sollte man über so viel Gleichgültigkeit gegenüber der Schöpfung nicht frustriert sein?

Zusehen, und selber Mitverursacherin sein, wie die Natur an unserem Egoismus kollaboriert, das überschattet mein Leben. Erkennen, dass der Krieg nicht endet, immer irgendwo Krieg ist (wie meine Mutter schon sagte), das greift meine Seele an. Und mit dem eigenen Aufschrei hat man noch keinen Finger für eine bessere Welt gekrümmt. Es ist eine grosse Tragik, dass wir Menschen die Natur und damit uns selbst so unerbittlich beschädigen. Und das schon immer und immer wieder. Nun ich älter werde, sehe ich sie deutlicher, die zerstörerischen und selbstzerstörerischen Kräfte von uns Menschen. Eine Konstante? Keine künstliche Intelligenz wird sie bändigen können.
Ein Mangel an Zuversicht breitet sich aus, einer, den kein Eisenpräparat stillen kann.


Gott, ich möchte
mich in deine Arme fallen,
im Schlaf von dir wiegen lassen,
und am Morgen
erfrischt und hoffnungsvoll erwachen.

Gott, könnte ich
doch meine kleinen Wege
voll Zuversicht
in deiner grossen Fusssspur gehen.

»Gott, dein Weg ist heilig (…).«

Psalm 77, 14