Der abnehmende Mond leuchtet hell in das Dachzimmer, am 8. Februar 2023. Am dunkelblauen Nachthimmel funkeln Sterne. Irgendwo schlägt es Mitternacht. Der Schlaf hat sich entfernt. In diesem hellwachen Zustand werde ich vorläufig nicht einschlafen können, weiss ich aus Erfahrung und denke an dies und an jenes. Nichts Besonderes. Irgendwann taucht mein verlorener Sohn in meinen ungerichteten Gedanken auf. Er ist auf Weltreise, weiss ich und frage mich, wo er zurzeit wohl ist. Dann habe ich diese seltsame Empfindung, dass er am Fussende des Bettes vorbeigeht. Er bewegt sich in einem schweren Schritt, wie früher, als er aus seinem Zimmer trat, das Parkett erzittern liess und vor dem Kühlschrank Halt machte. Mir schien, als sei er im Raum anwesend.
Ich könnte mit ihm sprechen, ging mir durch den Kopf.
Bist du da, David? (sagt es in mir)
(Nichts)
Wie geht es dir?
Es ist ok. (meine ich zu vernehmen)
Was machst du so?
(Nichts)
Ich möchte sterben.
Ja. (Sein Thema schmerzt mich, überrascht mich aber nicht. Ich versuche auf Empfang zu bleiben.) Du hast schon in früheren Zeiten sterben wollen. Ist es so, wie damals?
Das Leben ist anstrengend.
Du denkst, dass nach dem Tod alles leichter ist.
Weder leicht noch schwer, dann ist nichts mehr.
Ja, ich weiss, dass du so denkst.
(Nichts)
Was ist denn so anstrengend?
Alles. Ich bin sterbensmüde.
Sterbensmüde? Kenn ich auch.
Es sind die Menschen. Und der Lärm. Man muss immer was.
Du möchtest Ruhe finden?
(Nichts)
Eigentlich möchte ich noch nicht verschwinden.
Man kann auch in die Stille entschwinden. Wo du bist, hat es vielleicht solche Rückzugsorte?
Also, das ist jetzt nicht mein Problem.
Sondern?
Das Herz tut weh.
Schon mit einem Arzt gesprochen?
Alles in Ordnung.
Das ist doch schon mal eine positive Nachricht.
Während ich nachdenke, verliere ich die Verbindung.
Einbildung?
Der Schlaf nimmt mich in seine Arme.
Diese Erfahrung hat mich angeregt, über das Herz zu schreiben, so eine Art Brevier für das Herz.
Danke, David, für deine Impulse.
Ich wünsche dir ein gesundes, gutes, heiteres Herz und eine spannende Reise! Dafür bete ich.
Gebet um Heilung
Der Herr heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.
Psalm 147, 3
Gott, du unser Heil,
ich bitte dich,
heile unsere Wunden,
gib uns neuen Mut.
Gott, du unser Segen,
ich bitte dich,
wirke in die Tiefe unserer Herzen
verwandle jeden Schmerz.
Schenke uns ein neues Herz,
verzeihend,
hoffend,
liebend.
Amen