Der faustgrosse, um die 300 Gramm schwere Sack aus Bindegewebe pumpt über 60ig mal pro Minute Blut aus dem Körper in die Lunge und wieder zurück. Die Rede ist von der Schwerarbeit des Organs mit Namen Herz. Beladen mit Freuden und Ängsten fliesst der Lebenssaft durch seine Kammern. Über das Wie oder Warum des verbrauchten Blutes denkt es nicht nach, auch nicht über die lebenswichtige Bedeutung des frischen Blutes. Von den tausend Liebesmöglichkeiten, von den alltäglichen Überforderungen oder vom menschlichen Leid hat es nicht die geringste Ahnung. Es pumpt bis es nicht mehr kann, als zähle einzig das Fliessen. Das Leben. Irgendwann wird der Herzmuskel müde oder fühlt Schmerzen, irgendwann pulsiert er das letzte Mal. Bei jedem und jeder von uns.
Wenn das Blut langsam oder stockend fliesst, bekommen wir es mit der Angst zu tun. Lautes Herzpochen scheucht uns auf. Bei schmerzhaften Stichen in der Herzgegend kommt Panik auf. »Geht so Sterben?«, mag sich dann manch einer fragen und ein Stossgebet zum Himmel schicken.
Ein Weh am Herzen muss längst nicht immer das Ende des Lebens einläuten. Es ist ein Hinweis auf die Fragilität des Lebens, ein Wink, über die Vergänglichkeit des irdischen Lebens nachzudenken, ein Weckruf: »Sei sorgfältig mit deinem Leben!« Schmerzen im Herzen laden zur Fürsorge ein.
Fürsorge für das Herz
Herzschmerzen können ernst zu nehmende physiologische und seelische Ursachen haben, welche in manchen Fällen erst mit professioneller Hilfe geheilt werden können. Ein schweres Trauma kann die Betroffenen ein Leben lang belasten. Dauerstress kann zu einem Herzversagen führen. Heilung eines schwerkranken Herzens braucht nicht nur Zeit und Geld, sondern auch Geduld und Veränderung.
Auch kleinere Vorkommnisse im Alltag können das Herz belasten; persönliche Kränkungen, temporäre Überforderung, negative Gedankenstürme, Lärm, schlechte Nachrichten. Den kleinen und grossen Verwirrungen im Alltag können wir einiges entgegensetzen und so Schmerzen im Herzen vorbeugen oder Vorhandene lindern. Schon kleine Veränderungen im Alltag können grosse Wirkung haben. Die folgenden Fragen laden ein, über die Pflege des Herzens im Alltag nachzudenken. Es geht nicht um falsch oder richtig. Es ist keine Prüfung. Seien Sie nicht streng mit sich. Aber ehrlich. Und fürsorglich.
Stille
Haben Sie sich heute schon stille Zeit gegönnt? Haben Sie versucht, Ihre Gedankenstürme, Ihre Sorgen, Ihre unruhigen Gefühle wegfliessen zu lassen? Haben Sie gebetet?
Frische Luft
Haben Sie diese Woche schon Zeit draussen verbracht, im Garten, in der Natur? Haben Sie mitbekommen, was am Wachsen ist, oder am Absterben? Haben Sie die Vögel singen hören?
Lieblingsmensch
Haben Sie heute schon an einen Lieblingsmenschen gedacht? Haben Sie Ihre Zuneigung im Herzen gefühlt? Wann werden Sie einen liebenswürdigen Menschen wiedersehen? Wissen Sie, wen Sie anrufen, wenn Sie in Not sind?
Nahrung
Haben Sie heute schon etwas Gutes gegessen; Grünzeug wie Blattsalat, Spinat oder Brokkoli, Früchte, Beeren, schwarze Schokolade, Nüsse?
Bewegung
Haben Sie sich diese Woche ausreichend bewegt? (z.B. Gymnastik, üben mit dem Theraband, Yoga, spazieren, joggen, spielen, Fahrrad fahren, tanzen)
Dankbarkeit
Was hat Ihnen heute einen glücklichen Moment beschert? Waren Sie heute schon dankbar über etwas Gutes im Leben? Haben Sie Menschen, die Ihnen Gutes tun gedankt? Der Kassierin oder einem Mitarbeitenden?
Haben Sie Ihrem Gott gedankt?
Gott
Haben Sie das Gefühl alles selbst tun zu können und zu müssen? Können Sie sich einer höheren geistigen Macht anvertrauen? Können Sie sich an Gott wenden? Kennen Sie Wege, sich mit dem ewigen Du, der allumfassenden Liebe, mit Jesus oder dem Gott Ihrer Religion zu verbinden?
Noch heute können Sie etwas Vergessenes nachholen! Noch heute können Sie etwas Neues tun!
Tun Sie es von Herzen!
Zum Schluss: Ein Gebet gegen Schmerzen im Herzen.
Dankbar sein
Ohne Sirenengeheul einschlafen,
in einem warmen Bett erwachen,
sich mit frischem Wasser waschen
ist nicht selbstverständlich und unverdient.
Gott, ich danke dir.
Das Licht der Sonne klar sehen,
im Grünen spazieren gehen,
genug und gesund essen
ist ein grosses Privileg.
Gott, ich danke dir.
Täglich Neues lernen,
sicher zur Arbeit gehen,
nicht im Schützengraben stehen,
ist ein grosses Glück.
Gott, ich danke dir.
Gott,
Die Güter dieser Welt sind ungerecht verteilt.
Hilflos bin ich damit, doch nicht allein.
Aus tiefstem Herzen glaube ich:
Bei dir ist für alle genug – und noch viel mehr.
Gott, ich danke dir.
Amen