An einem leeren Tag

Die Tage dümpeln dahin, an diesen ersten Tagen im neuen Jahr. Die alltäglichen Aufgaben wollen wie eh und je erledigt sein. Zu kommentieren gibt es immer was. Wenn es abends früh eindunkelt, kommt mir der kurze Tag manchmal verloren vor. Keine Höhen, keine Tiefen, keine Ideen – Stagnation!

Wieder ist es mir nicht gelungen, in einem Zustand von liebevoller Gelassenheit zu putzen. Stattdessen hat mein Perfektionismus mich erschöpft. Die Boskop Äpfel habe ich ohne einen Gedanken an deren langen und fragilen Weg von der bestäubten Blüte zur Frucht und später in meinen Haushalt geschält. Stattdessen ging mir der Mangel an Schreibideen durch den Kopf. Im Supermarkt habe ich nervös und hastig meine Sachen aus den Regalen geholt, dem Personal kaum für die geduldigen Auskünfte gedankt. Ich könnte nicht sagen, wie die Frau ausgesehen hat. Die Chance, ihr meine Wertschätzung für ihre kompetente Hilfe zu zeigen, habe ich für immer verpasst.

Muss Gleichförmigkeit Stagnation bedeuten?, frage ich mich, nach unerfüllt erlebter Zeit, wenn Unzufriedenheit an mir nagen will.
Es gibt keine dahindümpelnden Tage, es sei denn, ich mache sie dazu. Die gefühlte Leere liegt oft nicht im Mangel an Ereignissen und nicht immer an uninteressanten Aufgaben. Ich kann die Zähne sorgsam putzen, der Frau an der Kasse im Supermarkt zulächeln, mich meinen Gedanken aufmerksam zuwenden oder Nawalny mein Mitgefühl im Geist schenken. Jede noch so unbedeutende Handlung lässt sich mehr oder weniger hingebungsvoll wahrnehmen. Der Wert von jedem Moment liegt in der Bedeutung, die ich ihm gebe. – Es gibt keine leeren Tage.

Achtsamkeit ist kein bleibender Zustand. Wie oft bin ich enttäuscht, wenn mir die achtsame Haltung völlig abhandengekommen ist. Aber, wir können jeden Moment neu beginnen. Ertappen wir uns bei unnützen Gedanken oder klaghaften Gefühlen, können wir uns umstimmen.
Achtsam leben bedeutet intensiv leben. Das möchten wir doch alle? Die Chance, in Fülle zu leben ergibt sich in jedem Moment.

Gebet um mehr Achtsamkeit

Gott
Vergib mir
die achtlos gelebten Zeiten,
die gleichgültigen Begegnungen,
meinen Mangel an Mitgefühl,
mein Versagen in Liebe und
alle verpassten Chancen.

Gott
Verhilf mir
in jeder Lebenslage
jederzeit und überall
zu mehr Mitgefühl
und liebevoller Achtsamkeit.
Danke für die neuen Chancen.

Gott
mit deinem liebenden Blick
auf unser aller Leben
ist die Zeit nie leer.
Lass unsere Tage
in deiner Fülle und
in deiner Gnade leben.

Amen