An einem Tag im Juni

Der Wald versprüht Frische. Sein dunkelgrünes Blättermeer erstrahlt im Glanz des Morgenlichts. Der Juniregen hat die Buchen reingewaschen. Die Natur ist neu geboren.

Atmen ist leben

An diesem Junimorgen atme ich reine Luft ein. Mein Atem ist kräftig und dennoch sanft, ruhig und dennoch bestimmt. Heute bin ich achtsam – und stelle dankbar fest, wie er meine enge Brust weitet und meine müden Gedanken belebt. Jeder einzelne Atemzug ist mein Leben – und verweist auf den einen Lebensatem. Von Gott kommt er her, zu ihm geht er hin – und wandelt sich in der Ewigkeit.

Atmen ist lernen

Der Atem wirkt immer – und kann uns Vieles lernen, etwa, dass wir ihn nicht machen aber wirken lassen können. Jeder frische Atemzug kann eine neue Chance sein und uns verwandeln. Er verbindet uns immer neu mit der Quelle des Lebens. In jedem ausgeatmeten Hauch können wir Ballast loslassen. Schwere Herzen werden leichter.
Unser Atem ist ein Zeiger. Zu schnelles Atmen kann uns auf zu viel Hektik oder zu wenig Luft hinweisen. Vielleicht eine Aufforderung zu mehr Gelassenheit oder tiefem Durchatmen? Ein unwillkürlicher Seufzer reguliert den Überdruck. Woher kommen all die Lasten?
An diesem Tag im Juni gelobe ich mir, in meinem Alltag mehr den natürlichen Rhythmus des Atems gewähren zu lassen. Es reicht, ihn einfliessen zu lassen. Es ist nicht nötig, ihm meinen Willen aufzudrängen. Ich muss ihn nicht in mich hineinziehen. Der Atem findet mich, so lange er will – beschenkt mich durch und durch. Uns alle. Das Atem Meer ist unbegrenzt und unerschöpflich, weit genug für alle Lebewesen, für den Kanalreiniger in Indien, die Präsidentin von Neuseeland, für alle unsere Kinder.

Luft für Alle

Alle Menschen brauchen gute Luft zum Atmen. Niemand braucht in der für ihn bestimmten Lebenszeit mehr als ein anderer. Niemand kann durch hastiges Einatmen mehr davon ergattern, im Gegenteil. Zu viel macht krank. Und: Hat schon jemand einen einzigen Atemzug behalten und bewahren können?
Wir sind zum Loslassen von jedem einzelnen Atemzug mit all seinen Gedanken und Gefühlen geschaffen – um Neues zu empfangen.

Gebet

Gott, du Geist in jedem Atemzug –
Lass uns im Atmen fühlen
wie deine Liebe uns erneuert.
Hilf auf die Botschaft deines Geistes achten
und lassen, was ihr widerspricht.
Lass uns in deinem Geiste tun
was Leben bringt und schützt.
Lass uns in deinem Atem Meer geborgen wissen.

Amen

Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist.
Psalm 51,10

2 Kommentare

  1. Liebe…..
    Ich lese, nach langer Zeit mal wieder ihre Zeilen im Block. Hab noch nicht alle, für mich neuen Beiträge gelesen. Ich, mache einen Atemzug und fange an zu lesen. Ihr geschriebenes tut gut. Wir haben einen Minigarten mit einer kleinen Roten Rose, die ich mal von meiner Tochter zum Muttertag bekommen habe. Diese Rose habe ich als Symbol des Bruches zu ihr tief abgeschritten. Sie hat jetzt nur eine Blüte die dunkelrot Leuchtet…..Sie will bleiben. Nun ich werte es als ein Zeichen von meiner Tochter. Zeit heilt Wunden.
    Vielen Dank für ihre stimmungsvollen schriftlichen Gedanken

    1. Danke herzlich, Frau Lüthi
      Ich sehe das Leuchten Ihrer Rose in Ihrem Minigarten vor mir. Lassen Sie die Pflanze wachsen, hegen und pflegen Sie Ihre Rose. Ich wünsche Ihnen, dass Ihr Schmerz heilt und Neues entstehen kann.
      Ihre Irina Bach

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