Späte Versöhnung

ZDF Sonntags

Versöhnung zwischen Eltern und Kindern nach einem radikalen Kontaktabbruch ist möglich.
Darüber strahlte das ZDF am 6.9.2020 im Sendegefäss »sonntags TV fürs Leben« einen aufschlussreichen Beitrag von Tina Soliman aus.

Der erste Teil der Sendung handelt vom beeindruckenden Weg eines Mannes, der wegen seiner Homosexualität von seinen Eltern verstossen wurde. Eine Annäherung war nach langer Zeit möglich.
Mich hat vor allem die Versöhnungsgeschichte von Tanja mit ihrer Mutter interessiert. Tanja spricht über ihre Gründe für den Kontaktabbruch, ihren grossen Schmerz, ihre Anläufe zur Versöhnung. Ihre tiefen persönlichen Einsichten über die Trennung und die Voraussetzungen für eine Versöhnung haben mich sehr beeindruckt. Tanjas Offenheit hat mich berührt. Ihr Trennungs- und Versöhnungsprozess macht Mut, zeigt aber auch, dass Versöhnung Zeit braucht und nicht ohne persönliche Entwicklung möglich ist.
Die Moderatorin Andrea Ballschuh und die Psychotherapeutin Dunja Voss haben in ihren Gesprächen deutlich herausgearbeitet, dass eine Versöhnung nicht gratis zu haben ist. Sie erfordert zuhören, hinsehen und zwar bei sich selbst und beim anderen.
Kurze Erklärungen über Versöhnung im christlichen, muslimischen und jüdischen Glauben erweitern den Blick auf das Thema.

»Späte Versöhnung« hat mich in meinen Überlegungen und Vermutungen über Kontaktabbrüche bestärkt. Der Beitrag hat etwas Hoffnungsvolles. Zeit, persönliche Reifung, Arbeit an sich selbst und Lebenserfahrungen machen Neues möglich. In manchen Situationen scheint eine erneute Annäherung zu gelingen. Der Schlüssel ist: Weniger Ichbezogenheit – Hinwendung zum Du.

Hier geht es zur Sendung »Späte Versöhnung«. (27 Minuten, verfügbar bis 6.9.2025)

Literatur von Tina Soliman zum Thema:

Tina Soliman (2011): Funkstille.
Wenn Menschen den Kontakt abbrechen. Stuttgart: Klett-Cotta.
2017; 9. Druckauflage.
ISBN 978-3-608-94562-1

Tina Soliman (2014): Der Sturm vor der Stille.
Warum Menschen den Kontakt abbrechen. Stuttgart: Klett-Cotta.
ISBN 978-3-608-94804-2