Gott kann nur das Gute wollen. Dieser Gedanke ging mir heute Morgen beim Erwachen durch den Kopf. Was ist das Gute für jede und jeden von uns? Was ist für Gott das Gute? Abgesehen davon, dass solche Kategorien wohl kaum dem Wesen Gottes entsprechen, können wir nicht wissen, was er mit uns vorhat. Manchmal können wir im Rückblick auf ein Ereignis oder eine Zeit etwas davon erahnen.
Als nächstes stellte ich heute Morgen fest, dass ich schon lange keine Angst mehr um meinen Sohn hatte. Schon vor der Geburt hatte ich Angst um sein Leben, später um sein Glück, all die Jahre Angst. Heute fühle ich mich davon befreit. War dafür sein Kontaktabbruch nötig? Schon bin ich wieder mit der Suche nach Gründen beschäftigt. Lass das, sage ich mir. Die Abwesenheit einer Dauerangst ist einfach nur gut. Ein Geschenk.
Als ich realisierte, dass mein Sohn mich nicht mehr sehen wollte, erstarrte etwas in mir zur Salzsäule. Viele Tränenbäche, die Wärme von nahen Menschen, viele Gebete und der Heilige Geist haben sie aufgelöst. Es brauchte seine Zeit, in meinem Falle viele Jahre. Das Leben ist dadurch nicht bitter geworden, es ist gut gesalzen. Ein gutes Leben.
Der Verlust von etwas sehr Wertvollem ist nicht das Ende, auch wenn etwas Wichtiges ein Ende gefunden hat. Wir wissen nicht, wohin uns eine solche Erfahrung trägt. Mich hat sie (unter anderem) von einer fortwährenden und unguten Angst befreit. Ich fühle mehr Heiterkeit und Leichtigkeit. Das ist gut für mich – und wahrscheinlich auch für meinen verlorenen Sohn.
Ist es Gottes Wirken? Er will nur das Gute.