Was können wir für unsere Brüder und Schwestern in Nordsyrien tun?
Nichts?
Ich erstarre ob meiner Ohnmacht.
Dann kommt mir Walter in den Sinn.
Der alte Mann, ein Bauer, sass jeden Tag einige Stunden in seinem Lehnstuhl und betete. Das Blatt mit seinen Gebetsanliegen war immer vollgekritzelt. Er betete für seine Familie, für Kranke im Dorf, für Bekannte, die ein schweres Schicksal tragen, für den Pfarrer, alle Kinder und die Spitex. Er betete für die Verstorbenen – und immer für verfolgte Menschen, er dachte dabei vor allem an Christen in Not. Die Welt wird seine Gebete vermissen, dachte ich, als er vor kurzem aufhörte zu beten. Walter ist betend verstorben. Vielleicht betet er immer noch. Ich stelle mir vor, und hoffe, dass er im Jenseits die Not aller Menschen in Syrien sieht, der vertriebenen Kurden, Araber, Christen, Jesiden – auch der unglücklichen Türken. Er wird für den Vater im Krieg beten, für das erschossene Kind, die Mutter in Angst, das Ungeborene, schon auf der Flucht. Er wird ohne Unterlass beten, weil die Situation untragbar, die Not schier unerträglich ist.
Gebet für Menschen in Kriegsnot
In meiner Ohnmacht bitte ich zu dir;
Du, Gott des Lebens,
begleite bedrohte Menschen zu einem sicheren Ort –
schenke ihnen Vertrauen.
Du, Gott der Rettung,
heile verwundete Menschen –
schenke ihnen Lebensmut.
Du, Gott der Gerechtigkeit,
lass nicht zu, dass Verfolgte ihre Heimat verlieren –
schenke ihnen Geborgenheit.
Du, Gott der Hoffnung,
lass das Unmögliche möglich werden –
schenke uns Frieden.
Du, Gott der Liebe,
befreie uns von Hass und Neid –
schenke uns Mitgefühl.
Du, Gott des Lichts,
öffne die Herzen aller Menschen für deine Gnade –
weite unsere Seele.
Du, Gott der Weisheit,
zeig Kriegstreibern Wege zum Frieden –
schenke ihnen Einsicht.
Du, Gott der Tat,
lass die Menschen im Krieg nicht allein –
sie erwarten dein Wirken so sehr.
Amen