An einem Brach Tag



Wer kennt sie nicht die Tage, an denen man sich antriebsarm und ineffizient fühlt – leer und nutzlos.
»Du weisst doch, dass Brachzeiten zum Leben gehören«, meinte mein Mann kürzlich lächelnd an einem solchen Tag.

Brachland

Brache ist ein Begriff aus der Erdkunde. Er stammt aus der Dreifelderwirtschaft, die etwa ab dem Mittelalter üblich war und bezeichnet ein ungenutztes Stück Land. Die damaligen Bauern haben ihr Land in drei Felder eingeteilt, welche sie abwechselnd zum Anbau von Winter- oder Sommerfrucht nutzten oder brach liegen liessen. Nach dem Brachjahr konnten sie erneut reiche Ernte an Wintergetreide wie Roggen und Gerste einfahren. Die Bauern wussten, dass der Boden Ruhe braucht und nicht unbeschadet endlos liefern kann.

Verkümmerte Seelenlandschaften

Brache Äcker und Wiesen sehen auf den ersten Blick öde, trostlos, ja gottverlassen aus. Niemals würde man vermuten, dass darauf schon bald wieder Hafer spriessen wird.
Auch unsere Seelenlandschaften fühlen sich manchmal leer und ausgetrocknet an. Wir sind erschöpft. Die überspannte Seele hat sich womöglich selbst Ruhe eingefordert, etwa wenn wir uns dauerhaft überfordert haben oder zu stark Bedeutungslosem hinterhergerannt sind. Das ständige Kreisen um sich ermüdet sehr und lässt uns irgendwann erschöpft und resigniert innehalten.
Gottverlassene Zeiten?
Kaum. Es gibt sie nicht. Gott kann vielleicht in verkümmerten Seelen sogar am besten Neues bewirken.
Wenn wir uns nicht mit unserer vermeintlichen Gottverlassenheit identifizieren, sondern unsere Schwäche vor Gott hinlegen, wird sie uns zum Segen werden. Haben wir nicht alle schon die Erfahrung gemacht, dass nach einer Brachzeit die Lebensenergie neu fliesst, uns gar beflügelt und tatkräftig macht.
Brachzeiten sind Übungszeiten, Übungen in Vertrauen und Geduld. Sie lassen uns erfahren, dass die erschöpfte Seele am Göttlichen heilt.

Brachzeit ohne Ende

Natürlich, irgendwann mal ist Schluss mit neuen Ideen und frischer Kraft. Was wird sein, wenn das Leben sich gefühlt zu einer einzigen Brachzeit entwickelt?
Niemand weiss, was Gott dann durch ein solches Leben bewirken lässt.
Auch wenn der Gedanke an eine lange Brachzeit uns ängstigt, so dürfen wir im Glauben an Gott wissen, dass das Ungewisse nie wirklich schrecklich sein kann, weil Gott ja bei uns ist. So steht es in Psalm 23,4: »Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.«
Der Psalmsänger glaubt, dass Gott den Menschen und die Schöpfung durch alles hindurch trägt. Gott kann aus dem Schlimmsten etwas Gutes machen. Jesus hat die schlimmste Nacht überwunden.

In der Seelenwüste

Kein Tag kann gottverlassen sein,
weil Gott es gut mit allen meint.

Er führt uns durch jede Seelenwüste
und besänftigt unseren unruhigen Schlaf.

Er begleitet uns in öden Tagen,
und erfrischt uns in jeder Seelenlage.

Gott,
du bist der Dünger für verkümmerte Seelen,
du willst, dass wir in Fülle glücklich sind.

Öffne unser mattes Leben für dein Sein.
Sei erfrischende Brise für unseren müden Geist.

Wirke in unser vergehendes Erdenleben,
auch wenn unsere Kräfte endgültig verblassen werden.

Amen