Heut lief es einfach nicht. Das bisschen Jäten im Garten war unnötig, das Zusammensein mit dem liebenswürdigen Bruder etwas ermüdend, immerhin war der Gemüsekuchen lecker. Das Schreiben stockte. Und warum ich mit meinem Mann über die Wahrnehmung einer längst vergangenen und ganz und gar unbedeutenden Geschichte disputieren musste, weiss ich auch nicht. Am Klavier drückte ich ständig auf die falschen Tasten. Die Worte in Trost von Thea Dorn ärgerten mich. So viel Wut wegen der Auswirkungen der Pandemie kann ich schlecht nachvollziehen. Die Krise macht mich eher nachdenklich – auch hoffnungsvoll im Hinblick auf Veränderung. Ich legte das Buch weg. Vielleicht ist jetzt der Moment für einen der aufgenommenen Filme, sagte ich mir, um nach ein paar Minuten festzuzustellen, dass ich Schlaflos mit Senta Berger schon gesehen haben musste, aber nicht mehr wusste, wie er ausging und vor dem Fernseher sitzenblieb. Vielleicht hätte ich doch besser einen Spaziergang im Wald gemacht! Oder die Küche geputzt! Was für ein erfolgloser Tag!
Abends schlug mein Liebster zufällig das untenstehende Gebet auf. Wir lächelten einander an und der Spuk vom erfolglosen Tag löste sich in Luft auf.
»Mein Gott, was für ein Tag!
Heute habe ich nichts Wichtiges gemacht,
vieles angefangen,
nichts beendet,
nicht still gestanden,
wieder nicht jede Minute gelebt,
wegen nichts gestritten,
mir unnötige Sorgen gemacht.
Bitte lass mich jetzt nicht allein,
auch morgen nicht.
Amen«
Von Agnes Leu, in:
Basler Gebetbuch (2008): Du weisst, wer wir sind. Basel: tvz: Zürich, S.39.