Der Reiz kalter Tage
Kürzlich kündigten die Meteorologen eine längere Kältephase mit Bise an. Minustemperaturen von zehn Grad würden sich wie minus 15 Grad anfühlen, schloss die Moderatorin die Wettervorhersage ab.
Ist Bise angesagt, erwarte ich nichts Gutes. Der schneidend kalte, trockene Wind aus Nordosten beschert mir regelmässig Kopfschmerzen. Ich schleppe ich mich als Schatten meiner selbst durch die Tage. Kürzlich war es anders. Ich konnte den Schmerz mit bloss einer Dafalgan Tablette eindämmen. Liegen musste ich nicht. Kurze Spaziergänge ertrug ich erstaunlich gut. Du solltest aufhören das Schlechte zu erwarten, sagte ich zu mir.
Erwartungen basieren meist auf Erfahrungen – verständlich, dass wir darauf aufbauend zu entsprechenden Voraussagen tendieren. Solche haben ja durchaus auch ihr Gutes. Wir können uns auf ein mögliches Ungemach einstellen, uns davor schützen, ihm gelassener begegnen.
Selbsterfüllende Prophezeiung
Unserer Erwartung beeinflussen ein Ereignis. Es erfüllt sich, was wir optimistisch erhoffen oder pessimistisch befürchten. In zahlreichen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass Menschen, die glauben, sie hätten beispielsweise eine Schmerztablette geschluckt, in Wahrheit aber nur ein Placebo erhalten haben, keine Schmerzen mehr verspüren. Die Überzeugung hat offensichtlich einen grossen Einfluss auf die menschliche Wahrnehmung. Dem Phänomen der »Selbsterfüllenden Prophezeiung« sind vermutlich alle Menschen unterworfen, Optimisten und Pessimisten. Wie mein Erlebnis mit dem kalten Nordwind aber zeigt, wird sich nicht jede Prophezeiung erfüllen. Das Leben hat Überraschungen für uns bereit.
Nehmen, wie es ist
Ich kann mir nicht erklären, warum ich die letzte Bisenphase so gut überstanden habe. Ich war einfach erstaunt und glücklich. Diese angenehme Erfahrung hat mich erneut auf etwas Wichtiges hingewiesen: Spare dir Vorausängste! Jede Situation ist anders, du selber bist immer anders. Bei der nächsten Ankündigung einer Bisenphase werde ich es versuchen: Nehmen, wie es ist. Und mich für das Gute öffnen, für die Gnade. Gute Gedanken sind besonders mächtig.
Gebet
Gott,
Fliesse in mich ein,
sei du in meinem Sein.
Schwemme weg,
was die Seele trübt,
sich im Kreise dreht,
sich nicht bewegt.
Sei in meinen Hoffnungen,
damit ich Gutes denken kann.
Sei in meiner Mitte
damit ich Gutes tun kann.
Gott,
Fliesse in mich ein,
sei du in meinem Sein.