Kürzlich eröffnete ein betagter Kapuzinerpater seine Abendmesse mit den Worten eines Heiligen, er nannte keinen Namen: »Was der Flügel für den Schmetterling ist, ist das Leid für den Menschen. Es trägt aufwärts.« Ein Prediger der Mennoniten im Film »Ohne diese Welt« von Nora Fingscheidt spricht ähnlich über das Leid. Für ihn ist die Trauer das Wichtigste, weil sie den Menschen zu Gott führt.
Brauchen wir das Leid für unser Seelenheil?
Dem Heilige Franziskus missfiel, wenn sich jemand niedergeschlagen zeigte. Er betrachtete Melancholie als Sieg der bösen Geister. Er zeigte sich vor anderen fröhlich und machte seinen Kummer mit Gott aus. Im Alltag fröhlich herumzuspazieren, wenn man weinen möchte – das mag auch Franziskus nicht immer leichtgefallen sein. Er kannte die dunklen Lebenszeiten gut, hat aber in der Arbeit und im Gebet offenbar zur Heiterkeit zurückgefunden.
Weise Menschen lehren, dass mit der Annahme von Leid sich ein innerer Friede einstellt. Das ist ein weiter Weg. Wir können in leidvollen Stunden beten, oder es wenigstens versuchen. In jedem noch so kurzen Gebet sind wir mit Gott verbunden. In diesem Sinn trägt das Leid aufwärts.
Gebet für den nächsten Schritt ins Licht
Gott –
Heute ist es grau in mir — und draussen auch –
des Tunnels Ende nicht in Sicht.
Ich hänge in den Niederungen meines Seins
und sehne mich nach deinem hellen Schein.
Zieh mich – an deinem unsichtbaren Liebesfaden – hin zu dir,
trage mich – mit deiner Liebeskraft – zum Licht.
Lass mich in deinem hellen Dunstkreis schwebend,
unbesorgt und sicher weiterleben.
Amen