L ist der erste Buchstabe von loben, lauschen, lösen, lächeln, leben, lieben, lernen, lesen, läutern, leuchten, allesamt positive Ausdrucksweisen der menschlichen Natur.
Ja: L ist auch der Anfangsbuchstabe von leiden. Lösen wir uns doch am heutigen Tag bewusst von unserem persönlichen Kummer. Vergessen wir das Leid der ganzen Welt. Ganz und gar absichtsvoll. Versuchen wir uns in Leichtigkeit. Traurig sein können wir schon. »Wir machen unser Kreuz und Leid nur schwerer durch die Traurigkeit«, heisst es im Lied von Paul Gerhardt: »Wer nur den lieben Gott lässt walten«.
Macht er es sich nicht gar einfach? Als ob ein Mensch den Kummer über sein Kreuz mir nichts dir nichts ablegen und das Kleid der Freude anziehen könnte! Als ob wir einfach so über die riesigen Probleme in der Welt hinweggehen könnten? Und was ist, wenn im Gehirn bestimmte Botenstoffe aus dem Gleichgewicht geraten sind, uns depressiv machen, wenn wir uns einfach nur schwer und traurig fühlen?
Des Himmels reicher Segen
Oben genannter Theologe und Dichter Paul Gerhardt musste schwere, persönliche Schläge verarbeiten. Schon in sehr jungen Jahren verlor er seine Eltern. Er erlebte die Pest und die Verwüstungen des Krieges, von seinen fünf Kindern sind ihm vier weggestorben. Seine Stelle verlor er, weil er sich in Glaubenssachen gegen den Fürsten wehrte.
Zweifellos musste auch ein Paul Gerhardt gegen dunkle Stunden ankämpfen – konnte sich aber immer wieder an der Quelle erfrischen und kräftigen. Er vertraute auf »des Himmels reichen Segen«, wie es im oben erwähnten Lied weiter heisst. Mit seinen vertonten Gedichten erleichterte er über Jahrhunderte hinweg die Herzen vieler Menschen. Noch heute verbreiten die Lieder mit den alten Melodien Mut und Hoffnung – und locken auf verbitterten Lippen ein Lächeln hervor. Paul Gerhardt hat nie aufgehört, Gott zu loben. Er liebte, lächelte, lernte, leuchtete inmitten seines Leids. Ein begnadeter Mensch!
Und wir?
Wir können jeden Tag neu L Qualitäten in unsere Tage bringen. Fangen wir jetzt an. Öffnen wir uns für Gottes Segen, damit gleich heute ein bisschen Himmel auf Erden werden kann. Gottes Gnade können wir nicht erzwingen, uns aber dafür bereit machen – und L Qualitäten üben:
Loben wir den Schöpfer für die Sonne und den Regen. Lauschen wir auf seine Botschaft im Wind. Verschenken wir ein Lächeln. Seien wir etwas weniger mit unserem Leid beschäftigt. Lösen wir uns von unrealistischen Vorstellungen über das Leben und die Liebe. Seien wir jeden Tag Lernende. Lesen wir viel Positives. Verbringen wir unsere Zeit leise oder mit liebenden und hoffenden Menschen. Läutern wir unsere ewig kritischen Gedanken. Öffnen wir uns für das Leuchten der Sonne, die allem ihren Glanz verleiht.
Stellen wir uns auf Empfang ein und nehmen das Licht auf. Es wird uns durchfliessen und leuchten lassen. Danken wir Gott für die uns geschenkten L Qualitäten. Und verschenken wir davon! Ganz viel.
»Die größte Vergeudung unseres Lebens besteht in der Liebe, die nicht gegeben wurde,« sagte die schwedische Philanthropin Elsa Brändström (1888 – 1948).
Bitte um Freude
Gedichte/Gebete von Paul Gerhardt (1607–1676):
»Geh aus, mein Herz, und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
schau an der schönen Gärten Zier
und siehe, wie sie mir und dir
sich ausgeschmücket haben.«
und an anderer Stelle:
»Er gebe uns ein fröhlich Herz,
erfrische Geist und Sinn.
Und werf´ all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz
in Meeres Tiefe hin.«